„This is not a Picture.“
Category : Conceptions
In einer Welt, die von Bildern überflutet ist, scheint das Sehen selbstverständlich geworden – und doch bleibt es rätselhaft. Was sehen wir wirklich, wenn wir sehen? Und was macht ein Bild zu einem Bild, wenn alles sichtbar, aber kaum noch erfahrbar scheint? Die Serie Not a Picture stellt sich genau diesen Fragen: nicht laut, nicht didaktisch, sondern mit stiller Hartnäckigkeit.
Zwischen Wahrnehmung und Bedeutung, zwischen dem Moment und seiner Interpretation entsteht ein offener Raum – ein Ort des Fragens, nicht des Festlegens. Not a Picture verweigert sich den gängigen Mechanismen der Sichtbarkeit und lädt stattdessen dazu ein, das Bildhafte selbst zu hinterfragen. Was bleibt, ist nicht Leere, sondern Möglichkeit: ein Bild, das vielleicht keines ist – und genau darin seine Kraft entfaltet.
Was macht ein Bild eigentlich zu einem Bild? Reicht es, dass etwas sichtbar ist – oder beginnt ein Bild erst dort, wo Bedeutung entsteht? Die Serie Not a Picture stellt genau diese Frage in den Raum. Sie spielt mit der Erwartung, dass jedes Bild etwas zeigen, etwas sein muss – und entzieht sich dieser Pflicht mit leiser Konsequenz.
Ein Bild, so legt die Serie nahe, beginnt nicht erst mit dem Klick einer Kamera oder dem Strich eines Pinsels. Es beginnt in dem Moment, in dem jemand innehält, etwas wahrnimmt – und diesem Moment Aufmerksamkeit schenkt. Doch wann überschreitet Wahrnehmung die Schwelle zur bildhaften Erfahrung? Ist es die Form, die Dauer, die Emotion? Oder genügt schon der Blick, der etwas für ein Bild hält?
Wie einst Magritte mit seinem „Ceci n’est pas une pipe“ verweist Not a Picture auf die Differenz zwischen Darstellung und Realität – auf das Unausgesprochene zwischen dem, was ein Bild zeigt, und dem, was es bedeutet. Der Titel ist keine Verweigerung, sondern eine Einladung: zur Reflexion über das Sehen, über Bedeutung, über die Leerstelle zwischen Dingen und ihrer Deutung.
Gerade im Zeitalter der endlosen Bilderflut, in dem jede Aufnahme sofort kommunizieren, beeindrucken und performen soll, wirkt diese Haltung fast subversiv. Not a Picture verweigert sich dem Zwang zur Aussage. Ihre Bilder sind offen, fragmentarisch, manchmal unentschieden – sie geben nichts vor, sie lassen Raum.
Dieser Raum ist nicht leer, sondern voller Möglichkeiten. Not a Picture fordert nicht das schnelle Verstehen, sondern das langsame Schauen. Die Serie erinnert daran, dass jedes Bild nicht nur aus Linien und Flächen besteht – sondern ebenso aus Vorstellungskraft, aus Aufmerksamkeit, aus einem Blick, der bereit ist, zu sehen.
´Joerg Alexander / Havana / 18.03.25
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