Marisol
Marisol
- And The Golden Curtain
Prompt:
The Invisible Space That Shapes Us
This essay reflects on how we navigate between these invisible spaces: the hope for what is to come and the melancholy of what has been lost. The various figures are not mere representations of ideas—they are mirrors of our inner experiences.
One question remains:
How does the invisible—the things we hope for and the things we have lost—shape our being?
What Dreams May Come
– Magical Realism – Inspired by „Cien Años de Solidad“ by Gabriel Garcia Márquez and „Hamlet“ by William Shakespeare –
The Power of Possibility and the Silence of What Is to Come
From Shakespeare’s Hamlet emerges the question: “What dreams may come…”—What dreams may visit us in that sleep? This line opens an in-between space: life, death, imagination. The skull, a symbol of transience, does not merely signify an end but marks the threshold to the unknown.
Marisol exists in this suspension—surrounded by symbols of the intangible. A white horse emerges from the mist, embodying longing and hope. A golden curtain conceals more than it reveals, whispering of hidden possibilities. Her room—a cocoon between light and shadow—becomes a stage for the invisibility of what is yet to come.
Marisol stands at the beginning of an inner journey she does not yet understand. Caught between sleep and awakening, her imagination unfolds, yet she lacks the ability to guide it. She listens without hearing, sees without recognizing, and waits without acting. The silence is not empty—it holds everything left unsaid. The curtain does not stir, yet behind it lies the weight of the unknown—between the present and what may yet be.
In the room lingered possibility. Not visible, not tangible, but present like the breath of a forgotten dream. The silence was not empty—it was filled with all that remained unsaid. Marisol listened without hearing, saw without recognizing, and waited still for that whisper that might never come—or perhaps had always been there. The golden curtain did not stir, yet it seemed to bear the weight of all that lay hidden behind it. A space suspended between the now and what might one day be.
Marisol
und der Goldene Vorhang
In einem schmalen Zimmer, dessen Wände die Schatten der Nacht festhielten, lag eine junge Frau mit goldbraunem Haar. Ihr Atem war ruhig, als ruhe sie in einem Schlaf ohne Zeit. Neben ihr, fast wie ein Traum, verweilte ein weißes Pferd – eine stille Gestalt, deren Umriss sich im Halbdunkel verlor. Man erzählte sich, es sei eines Morgens aus dem Nebel getreten, als der erste Lichtstrahl die Welt für einen Augenblick wieder erweckte. Es kam, so sagten sie, zu jenen, die in der Stille der Nacht ihre Hoffnung verloren hatten.
Am Fenster hing ein goldener Vorhang, schwer und geheimnisvoll. Er schimmerte im schwindenden Licht, als würde er mehr verbergen als enthüllen. Ein flüchtiger Glanz, der von dem sprach, was dahinter liegen könnte – nicht sichtbar, nicht greifbar, nur eine Ahnung. Vielleicht eine Antwort. Vielleicht nur ein weiterer Schatten, der sich ins Unbekannte verlor.
Marisol wartete. Nicht auf etwas Bestimmtes – nur auf ein Zeichen, eine Regung, ein Flüstern, das vielleicht nie kam. Der Regen fiel stetig gegen das Glas, als zähle er die Stunden in endlosen Tropfen. Manchmal glaubte sie, im gleichmäßigen Takt des Wassers eine verborgene Botschaft zu hören – eine leise Ahnung, dass der Regen eines Morgens aufhören könnte. Und dann, vielleicht, würde alles anders sein.
Doch die Tage zogen vorbei wie Schatten. Die Welt um sie verharrte in einer Schwebe aus Licht und Dunkel, aus Erwartung und Stille. Der Vorhang blieb geschlossen, das Pferd regungslos – als lauschten beide derselben tiefen Stille, die den Raum füllte. Es war nicht das, was sie wusste, das sie nährte – sondern das, was hätte geschehen können. Ein Morgen, der immer nur ein Versprechen blieb.
Im Zimmer lag die Möglichkeit. Nicht sichtbar, nicht fassbar, aber spürbar wie der Hauch eines vergessenen Traums. Die Stille war nicht leer – sie war erfüllt von all dem, was unausgesprochen blieb. Marisol lauschte, ohne zu hören, sah, ohne zu erkennen, und wartete weiter auf jenes Flüstern, das vielleicht nie kam – oder vielleicht immer schon da war. Der goldene Vorhang regte sich nicht, und doch schien er das Gewicht all dessen zu tragen, was hinter ihm verborgen lag. Ein Raum zwischen dem Jetzt und dem, was vielleicht eines Tages sein könnte.