Journey to the Uncanny Valley
Journey to the Uncanny Valley
A picture is never just a picture. It is a code, a translation, a collection of decisions. In generative photography, where the boundary between reality and construction dissolves, the question arises anew: What do I really see? And more importantly – who is seeing here?
Every image conveys a message, consciously or unconsciously. It is not just a visual object but a language that must be read. Roland Barthes spoke of the „punctum,“ the moment when an image strikes us. But what happens when this „punctum“ does not arise from life, but from pure construction?
Generative photography operates at the intersection of idea and simulation. It is not a direct imprint of reality but a synthetic imprint of seeing itself. Its power lies not in imitation but in recombination. As Susan Sontag noted: „A photograph is a trace, not the thing itself.“ In generative photography, this trace becomes the simulation of a trace – an image that does not stem from something but refers to something.
But does it refer to the world or to ourselves? Every image is a projection. Not only of what it shows but also of what we believe we recognize in it. Here, generative photography becomes a mirror. It does not show the world but rather the patterns of our perception, our cultural imprints, our unconscious expectations.
And yet, there is a point where the familiar dissolves. In the abundance of images, in the infinite variability of possibilities, a new ambiguity emerges. The real seems to disappear, replaced by a network of signs endlessly referring to one another. This oscillating moment between familiarity and withdrawal, between construction and supposed authenticity, generates the uncanny. For the uncanny, as Freud described, arises where the familiar tilts into the unknown. Where images no longer narrate something but become enigmas themselves.
Here lies the paradox: By surrendering to imagination, I question the real. By embracing the simulation, I sense its fracture. Generative photography confronts us with exactly this moment – an aesthetic of uncertainty, where seeing itself becomes a question. The real question is not whether generative photography reproduces reality or not. The real question is: What reality does it create? And how does it change our perception of what we consider real?
Reise ins Tal des Unheimlichen
Ein Bild ist nie nur ein Bild. Es ist ein Code, eine Übersetzung, eine Ansammlung von Entscheidungen. In der generativen Fotografie, wo die Grenze zwischen Realität und Konstruktion zerfließt, stellt sich die Frage neu: Was sehe ich wirklich? Und noch wichtiger – wer sieht hier eigentlich?
Jedes Bild transportiert eine Botschaft, bewusst oder unbewusst. Es ist nicht nur ein visuelles Objekt, sondern eine Sprache, die gelesen werden muss. Roland Barthes sprach vom „punctum“, dem Moment, in dem ein Bild uns trifft. Doch was passiert, wenn dieses „punctum“ nicht aus dem Leben, sondern aus der reinen Konstruktion entspringt?
Generative Fotografie operiert an der Schnittstelle von Idee und Simulation. Sie ist kein direkter Abdruck der Realität, sondern ein synthetischer Abdruck des Sehens selbst. Ihre Kraft liegt nicht in der Nachahmung, sondern in der Rekombination. Wie Susan Sontag bemerkte: „Ein Foto ist eine Spur, nicht das Ding selbst.“ In der generativen Fotografie wird diese Spur zur Simulation einer Spur – ein Bild, das nicht von etwas stammt, sondern auf etwas verweist.
Aber verweist es auf die Welt oder auf uns selbst? Jedes Bild ist eine Projektion. Nicht nur dessen, was es zeigt, sondern auch dessen, was wir darin zu erkennen glauben. Hier wird die generative Fotografie zum Spiegel. Sie zeigt nicht die Welt, sondern die Muster unserer Wahrnehmung, unsere kulturellen Prägungen, unsere unbewussten Erwartungen.
Und doch gibt es einen Punkt, an dem sich das Vertraute auflöst. In der Fülle an Bildern, in der unendlichen Variabilität der Möglichkeiten entsteht eine neue Unübersichtlichkeit. Das Reale scheint zu verschwinden, ersetzt durch ein Geflecht aus Zeichen, die sich endlos aufeinander beziehen. Dieses oszillierende Moment zwischen Vertrautheit und Entzug, zwischen Konstruktion und vermeintlicher Authentizität, erzeugt das Unheimliche. Denn das Unheimliche, so Freud, entsteht dort, wo das Bekannte ins Ungewisse kippt. Wo Bilder nicht mehr von etwas erzählen, sondern selbst zum Rätsel werden.
Hier liegt das Paradox: Indem ich mich der Vorstellung hingebe, frage ich nach dem Realen. Indem ich die Simulation umarme, spüre ich ihren Bruch. Generative Fotografie konfrontiert uns mit genau diesem Moment – einer Ästhetik des Ungewissen, in der das Sehen selbst zur Fragestellung wird. Die eigentliche Frage ist nicht, ob generative Fotografie Realität wiedergibt oder nicht. Die eigentliche Frage ist: Welche Realität erschafft sie? Und wie verändert sie unseren Blick auf das, was wir für wirklich halten?
***Der Begriff „Uncanny Valley“ stammt aus der Robotik und wurde 1970 vom japanischen Robotiker Masahiro Mori geprägt. Er beschreibt das Phänomen, dass Menschen positiv auf menschenähnliche Roboter oder Animationen reagieren – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn eine künstliche Figur zu realistisch wirkt, aber dennoch nicht perfekt ist, löst sie Unbehagen oder sogar Ekel aus. Dieses unangenehme Gefühl wird als „Uncanny Valley“ (zu Deutsch: „Tal des Unheimlichen“) bezeichnet.
In der Entwicklung von humanoiden Robotern wurde festgestellt, dass eine Figur, die fast, aber nicht ganz menschlich aussieht, verstörender wirkt als eine eindeutig künstliche Figur. Viele animierte Filme (z. B. The Polar Express, Final Fantasy: The Spirits Within) haben dieses Problem: Figuren sind fast lebensecht, aber ihre Augen oder Bewegungen wirken unnatürlich – was Zuschauer oft als „gruselig“ empfinden. Mit generativer KI hat sich das Uncanny Valley weiterentwickelt. Manche KI-Bilder wirken zunächst real, aber es gibt subtile Fehler (falsche Hände, seltsame Proportionen), die den Betrachter verstören.