| artificial imagine
not a picture - #001

"This is not a Picture."

Wann wird etwas zum Bild? Ist es die bloße Sichtbarkeit, die ihm diesen Status verleiht, oder entsteht ein Bild erst durch die Bedeutung, die wir ihm zuschreiben? Die Serie *„Not a Picture“* spielt subtil mit diesen Fragen und öffnet Räume, in denen das Sehen zu einem poetischen Nachdenken wird – über das, was ein Bild sein könnte und vielleicht doch nicht ist.

Ein Bild beginnt nicht erst, wenn es aufgenommen, gemalt oder veröffentlicht wird. Es beginnt bereits in dem Moment, in dem wir etwas wahrnehmen und beschließen, diesem Moment Aufmerksamkeit zu schenken. Doch wann genau überschreitet eine bloße Wahrnehmung die Grenze hin zum bewussten „Bild“? Ist es der eingefrorene Augenblick, eine Szene, ein Gefühl – oder existiert ein Bild schlicht, weil es betrachtet wird?

In diesem unscharfen Zwischenraum bewegt sich die Serie „Not a Picture“. Schon ihr Titel enthält eine elegante Provokation und verweist subtil auf René Magrittes berühmte Aussage „Ceci n’est pas une pipe“. Wie Magritte einst zeigte, dass zwischen Realität und ihrer Darstellung eine unsichtbare, aber entscheidende Differenz liegt, so macht auch diese Serie bewusst, dass ein Bild eben nicht zwangsläufig das sein muss, was es vorgibt zu sein.

Gerade in Zeiten unablässiger Bildproduktion – etwa auf Instagram – wirkt eine solche Haltung fast subversiv. Denn dort hat jedes Bild die Aufgabe, unmittelbar zu sprechen, zu beeindrucken, Aufmerksamkeit zu erregen. Jedes Bild muss etwas sein, etwas zeigen oder behaupten. „Not a Picture“ löst sich bewusst von diesem Druck, überhaupt etwas sein oder vermitteln zu müssen. Sie verzichtet auf Absicht, Aussage oder klare Erzählung, lässt die Bilder fragmentarisch, unbestimmt, offen. Es sind Motive, die sich nicht festlegen wollen, sondern den Betrachter:innen selbst die Freiheit schenken, ihre Bedeutung oder Bedeutungslosigkeit zu erforschen.

Indem die Serie ihre eigene Bildhaftigkeit konsequent infrage stellt, öffnet sie einen Raum des Innehaltens, des Zweifels, aber auch der spielerischen Reflexion. Sie fordert dazu auf, nicht nur zu sehen, sondern auch darüber nachzudenken, was Sehen eigentlich bedeutet. Die Eleganz liegt gerade darin, nicht vorzuschreiben, was ein Bild sein muss – sondern in der stillen Erkenntnis, dass jedes Bild letztendlich erst durch die Bereitschaft der Betrachtenden entsteht, ihm einen Sinn zu geben.

So erinnert uns „Not a Picture“ mit poetischer Klarheit daran, dass Bilder nicht nur aus Linien, Farben und Formen bestehen – sondern ebenso aus der Vorstellungskraft und dem offenen, neugierigen Blick derer, die sie betrachten.

´Joerg Alexander / Havana / 18.03.25  

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