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Ethik des Sehens – Essays über Unsichtbarkeit, Verantwortung und das, was Bilder nicht zeigen

Nicht alles, was sichtbar ist, wird gesehen. Und nicht alles, was gesehen wird, sollte sichtbar bleiben. Diese Arbeiten stellen den Blick selbst zur Disposition – und fragen nach den Bedingungen, unter denen er Wirklichkeit erschafft.

Essays

Shaping Perception

Ein Essay über die Konstruktion von Sichtbarkeit, über dominante Narrative und die Frage: Wer hat das Recht, zu zeigen?

Pursuit of Happiness

Zwischen Alltag und Utopie – ein visuelles Nachdenken über das fragile Gleichgewicht zwischen Freiheit und Erwartung.

In Times of no Solace

Mitgefühl als Form des Widerstands. Ein Blick auf Überforderung, Erschöpfung – und das leise Beharren auf Empathie.

No Man’s Journey

Ein Leben, das nicht dokumentiert wird. Ein Schicksal ohne Sprache. Ein Essay über das Unsichtbare als reale Erfahrung.

Cooling Earth

Eine Ästhetik der Verdrängung: Konsumierte Bilder zwischen Klimakatastrophe und Selbstinszenierung.

Portraits Nucleare

Gesichter nach der atomaren Katastrophe in Japan. Keine Opferbilder – sondern stille Zeugenschaft.

Blooming Illusions

Blumen, die es nicht gibt. Eine poetische Meditation über das Bedürfnis nach Bildern – und die Sehnsucht nach Schönheit, selbst im Trugbild.

Diese Essays erzählen keine Geschichten. Sie analysieren keine Phänomene. Sie befragen das Sehen selbst – als Geste, als Haltung, als ethischen Akt.

Der fotografische Blick ist hier keine neutrale Linse. Er trifft Entscheidungen. Er nimmt Verantwortung auf sich. Er fragt: Was darf gezeigt werden? Was muss ausgespart bleiben? Und was wirkt, gerade weil es nicht sichtbar gemacht wird?

Wahrnehmung ist nicht unschuldig. Sie ist geprägt – durch Machtverhältnisse, kulturelle Codes, durch Begehren und Reproduktion. Diese Arbeiten versuchen nicht, sich davon zu lösen. Aber sie versuchen, darin bewusst zu handeln. Einige Bilder sprechen laut. Andere bleiben fast stumm. Einige zeigen viel. Andere zeigen die Lücke. Doch alle fragen: Wie sieht ein verantwortungsvoller Blick aus – in einer Welt, die sich über Sichtbarkeit definiert?

Portraits Nucleare etwa zeigt nicht Zerstörung, sondern ihre Nachwirkung – das, was bleibt, wenn alles schon vorbei ist.

No Man’s Journey ist ein Denkmal für jene Existenzen, die in keiner Nachricht auftauchen.

Blooming Illusions erinnert daran, wie leicht wir an Bilder glauben – selbst, wenn sie nur schön erfundene Trugbilder sind.

Diese Essays entziehen sich der Beweisführung. Sie bieten keine Wahrheiten an. Aber sie zeigen, wie sehr Wahrheit vom Blick abhängt. Und wie notwendig es ist, zu sehen – ohne zu vereinnahmen. Vielleicht liegt darin ihr eigentlicher Impuls: Nicht, alles sichtbar zu machen. Sondern das Unsichtbare zu achten – und im Sehen eine Form von Mitgefühl zu entdecken.

´Joerg Alexander / Berlin / Mittwoch, 09.04.25  

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